Pädagogisches Konzept
Nah an den Jugendlichen mit professionellem Hintergrund
Im Schüler*innen-Wohnheim sind mehrere Wohngruppen, die nebeneinander die gleichen Aufgaben erfüllen und Leistungen erbringen. Gemeinsam stellen sie ein System dar, das arbeitspsychologisch durch den Begriff „synchronisierte Kooperationsleistung“ definiert wird.
Demgegenüber stellt jede Gruppe für sich ein Team dar, dessen Struktur Interaktionsleistung mit Arbeitsteilung erfordert. Im Unterschied zu einem “typischen/normalen” Internatsbetrieb, sind die Gruppen mit einer Bewohner*innenanzahl von max. 10 Personen relativ klein und familiär. Auch die Zimmergröße und Belegungsanzahl (Einzel- oder Doppelzimmern) unterscheiden das Schüler*innen-Wohnheim von einem gewöhnlichen Internat.
Daher ist innerhalb des Teams eine andere Form der Zusammenarbeit nötig als zwischen den Teams. Für ein Gesamtgebilde mit einem derart komplexen Strukturgeflecht ist ein Gesamtkonzept als funktionelle Basis unumgängliche Vorraussetzung.
Dieses Gesamtkonzept wird im Leitbild des Schüler*innen-Wohnheims definiert.
Dabei orientiert sich die pädagogische Haltung an der humanistischen Pädagogik und bedingt ein kontinuierliches Bemühen um die gelebten Grundhaltungen der Wertschätzung, Echtheit und Empathie den Heimbewohner*innen gegenüber.
In weiterer Folge ist jedoch für jede Gruppe einerseits eine Grundlage der Interaktionstätigkeit mit Arbeitsteilung zu schaffen und andererseits die Form der Einbindung in den Kontext klarzustellen.
Die konkrete pädagogische Arbeit erfolgt dabei nach einem Konzept, das von den Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen für eine Bewohner*innengruppe individuell erarbeitet wird.
Das Stützgerüst der Arbeit in der Gruppe sind die immer wiederkehrenden, gleichartigen Formalaufgaben der Pädagoginnen und Pädagogen.
Dieses Stützgerüst wird ummantelt durch die personenspezifische Prägung der Tätigkeit durch die/den jeweiligen Pädagogin*en. Diese informelle Umsetzung der Formalaufgaben muss einerseits im Rahmen des Gesamtkonzeptes bleiben, andererseits erfüllt sie durch die Individualität der Anwenderinnen und Anwender die Gesamtstruktur mit Leben.
Dadurch wird aus einem trockenen Theoriemodell ein lebendiger Entwicklungsprozess. Teams und Gruppen wachsen gemeinsam an Aufgaben und jeder Jugendliche kann individuell und ganzheitlich begleitet werden: Vom ersten Anreisetag mit einer Gruppenaktion zum Kennenlernen über diverse Gruppen- und Heimaktivitäten und individuelle Unterstützung bis zum Abschluss der Ausbildung, die nicht unbedingt die erstgewählte sein muss, da sich diese für einige Jugendliche als nicht passend herausgestellt hat.
Zu den sozialpädagogischen Aufgaben gehört dabei auch das Finden und Vermitteln von Alternativen.
Behinderungsbedingt stellt sich für einige Jugendliche auch die Frage nach einer adäquaten betreuten Wohnform, in der sie als Erwachsene leben möchten. Auch dabei können sie auf der Suche begleitet werden.
Zusammengefasst kann gesagt werden: die gelebte pädagogische Arbeit ist nah an dem/der Jugendlichen mit einem professionellen Hintergrund und einem Erfahrungsschatz, der das pädagogische Team zu Profis im Finden von Lösungen, die sich durch jugend- und/oder behinderungsspezifische Problemstellungen ergeben werden lässt, werden ließ.